In einer alternden Gesellschaft wie der deutschen werden immer mehr Pflegekräfte gebraucht – und die Aufgaben, die sie zu erledigen haben, werden immer anspruchsvoller. Deshalb müssen die Pflegeberufe attraktiver werden. Darüber besteht Einigkeit zwischen Politik und Praxis.
Der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium Annette Widmann-Mauz (CDU), die auf Einladung des Neumarkter Bundestagsabgeordneten Alois Karl ins Klinikum Neumarkt gekommen war, um mit Fachleuten das Gespräch zu suchen, wehte da durchaus eine steife Brise ins Gesicht.
Voraus gegangen war ein vertrauliches Hintergrundgespräch über erste Erfahrungen mit dem Krankenhausstrukturgesetz (KHSG), das der stellvertretende Neumarkter Klinik-Vorstand Alfons Bauer nicht bejubelte: „Es hätte schlimmer kommen können“ stellte er fest. „Das hätte auch ein Schwabe sagen können“, meinte die aus Tübingen stammende Gesundheitspolitikerin, die mögliche „Kinderkrankheiten“ nicht bestritt.
Deswegen sei sie ja hier. Annette Widmann-Mauz ist seit 2009 Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit und gilt daher als ausgewiesene Expertin im Gesundheitswesen. Sie war maßgeblich an vielen Gesetzgebungsverfahren zu Gesundheitsthemen beteiligt. Dazu bedürfe es, so die Staatssekretärin, eines regelmäßigen Erfahrungsaustausch mit der Praxis. Daher sei sie der Einladung des Bundestagskollegen Alois Karl sehr gerne gefolgt.
Landrat Willibald Gailler schilderte die Situation des Klinikums, das bislang noch in den Schwarzen Zahlen unterwegs ist, aber die Zukunft werde schwieriger. Alfons Bauer konstatierte, dass die finanziellen Einschnitte des KHSG im Gesetzgebungsverfahren nach eindringlichen Interventionen der Krankenhausvertreter noch abgemildert werden konnten.
Dennoch hätten die Kliniken des Landkreises Neumarkt mit den Standorten in Neumarkt und Parsberg mit Einnahmeverlusten zu kämpfen. Die würden sich voraussichtlich in den Jahren 2017 bis 2021 auf sechs Millionen Euro erhöhen. Zudem sei eine Neuordnung der Vergütung für die ambulante Notfallversorgung in Krankenhäusern noch nicht geregelt. Auch hier summierten sich die jährlichen Deckungslücken in Neumarkt auf über eine Millionen Euro. Widmann-Mauz und Alois Karl mahnten jedoch, in der Dsikussion nicht nur die Nachteile, die das neue Gesetz mit sich bringe, zu betrachten, sondern das gesamte Bild. Und da würden die Kliniken künftig besser weg kommen.
Vor wenigen Wochen erst hat der Bundestag eine Reform der Pflegeausbildung beschlossen. Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflegeausbildung werden zusammengelegt und die Pflegekräfte sollen besser bezahlt werden, um künftigen Pflegekräften bessere Jobauswahl- und Karrieremöglichkeiten zu eröffnen. In der Pflege zu arbeiten soll so attraktiver werden.
Der Leiter des Pflegedienstes, Bernhard Krautz hatte dazu mit dem Leiter der Berufsfachschule für Krankenpflege am Klinikum Neumarkt, Peter Bernsdorf, eine Stellungnahme ausgearbeitet, die sehr kritisch ausfiel. Der generalistische Ansatz in der Ausbildung (zwei Jahre grundsätzlich Pflege, dann die Wahlmöglichkeit sich zu spezialisieren) werde, befürchten sie, organisatorische Probleme aufwerfen und das Aus für einige Schulen bedeuten. Annette Widman-Mauz bestätigte: „Die Schulen werden sich anpassen müssen“. Sie bat jedoch um Geduld. Sie sei von der Generalisierung der Ausbildung überzeugt. In fünf Jahren werde sich zeigen, dass sie mit dem hart erkämpften Kompromiss richtig gelegen habe. Genau da setzte auch Krautz an: Die Neuordnung sei Flickwerk, das dem Zwang zu politischen Zugeständnissen geschuldet sei.
An der Notwendigkeit, neue Wege zu suchen, den Pflegeberuf allgemein attraktiver zu gestalten, ließen aber auch er und seine Kollegen von den Kliniken des Landkreises Amberg Sulzbach, Klaus Emmerich, und vom Marienkrankenhaus in Amberg, Manfred Wendl keinen Zweifel.
An den beiden Klinikstandorten Neumarkt und Parsberg müssen alleine, um die normale Fluktuation durch Renteneintritt, Mutterschutz, Elternzeit, etc. abzugleichen jährlich 35 Pflegekräfte neu eingestellt werden. Den zusätzlichen Bedarf, den die Kliniken des Landkreises Neumarkt durch stetig wachsende Behandlungszahlen und einer Ausweitung des Leistungsspektrums benötigten, ist dabei gar nicht abgebildet. Daher plant man eine Ausweitung der Ausbildungsplätze über die 108 aktuell vorhandenen hinaus.