Alois Karl Bundestagsabgeordneter a.D für Amberg-Sulzbach-Neumarkt


Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert begeistert in Neumarkt

Er war ein Glücksfall für Deutschland. Es ist schwer, sich einen Bundestag ohne Professor Dr. Norbert Lammert vorzustellen: Seinen Mutterwitz und seine Gabe, dem Parlament Selbstvertrauen zu geben. Einer , der sich nicht scheut, auch mal die von ihm hoch verehrte Bundeskanzlerin zur Aufmerksamkeit zu mahnen.

„Von ihm stammt der Satz, ein Parlament halte sich eine Regierung und nicht umgekehrt“, sagte MdB Alois Karl, als er den zweiten Mann im Staate, den Bundestagspräsidenten, vor rund 500 geladenen Gästen im Museum für historische Maybach Fahrzeuge willkommen hieß.

Lammert ist aber auch ein leidenschaftlicher Verfechter der Demokratie.

An dieser Ernsthaftigkeit lassen auch die augenzwinkernden Randbemerkungen des mit ausgeprägtem Humor gesegneten Mannes keinen Zweifel aufkommen. Stehende Ovationen am Ende seiner mehr als einstündigen Rede bestätigten das.

Der Dank zunächst von Alois Karl galt dem Ehepaar Anna und Helmut Hofmann, das die gediegenen Räume des Museums, das erst jüngst den Wahlkämpfer Horst Seehofer gesehen hat, wieder zur Verfügung gestellt hatte. Eingeladen waren Mandatsträger der CSU, Vertreter der Wirtschaft und ganz bewusst Bürger aus der Region, die sich bei Feuerwehr, THW und anderen Vereinen und Verbänden ehrenamtlich engagieren.

Denn sie sind es, sagte Lammert mehrfach, die unser Land zu dem machen, was es ist. Das bürgerliche Engagement sei ein tragendes Element der Demokratie. Diktatoren mögen es nicht und sie verböten es, wenn es stört.

Der mit Ende dieser Legislaturperiode aus dem Amt scheidende Präsident war vor vier Jahren schon einmal der Bitte seines persönlichen Freundes Fußball-Spielkameraden im FC Bundestag, Alois Karl, gefolgt, für ihn die Wahlkampftrommel zu rühren. Er tut es, sagt er, aus Überzeugung.

Er müsse Alois Karl nicht als einflussreichen Parlamentarier rühmen. Das wüssten die Leute im Saal bereits. Wer als Oberbürgermeister immer wieder mit großer Mehrheit gewählt worden ist, der habe seine Qualitäten bewiesen. Qualitäten, die er dann in seine Arbeit im Bundestag einbringen konnte.

Er habe viele Anfragen für Wahlkampfauftritte auch aus anderen Fraktionen bekommen, habe eine Auswahl treffen müssen und absolviere eher mehr, als zu der Zeit als er sich noch selbst um ein Mandat beworben habe. Und er tue es mit Überzeugung. Denn Wahlkämpfe seien eine der schönsten Erfindungen der Menschen, schlicht,weil sie bedeuten, dass Wahlen stattfinden. Das sei beileibe keine Selbstverständlichkeit. Um das zu erkennen, genüge ein Blick in die eigene deutsche Geschichte. Der sei übrigens auch eine unverzichtbare Voraussetzung, um gute Politik betreiben zu können, sagte Lammert und nahm sich gleich den 1. September vor.

Am 1. September 1948 trat der Parlamentarische Rat zusammen, der das Grundgesetz erarbeitete, das heute noch gilt und mittlerweile bei jungen Demokratien das mit Abstand am häufigsten genutzte Vorbild ist. 

Nur neun Jahre zuvor jedoch war der 1. September ein verhängnisvoller Tag. Da überfiel Deutschland seinen Nachbarn Polen.

Sorge bereite ihm heute, gestand Lammert, eine gewisse Wurstigkeit, die Demokratie als Selbstverständlichkeit betrachte. Er erlebe eine gewisse Ich-Bezogenheit. Viele wollen „ihr Ding machen“ und sich nicht vom Staat rein reden lassen. Aber genau diese Leute würden nach dem Staat rufen, nach einklagbaren Rechten, wenn es mit „eigenen Ding“ dann doch nicht geklappt hat. Dass nahezu jeder dritte Deutsche ein Ehrenamt bekleide, ist die gegenteilige, die erfreuliche Entwicklung.

Wahlen seien keine lästigen Angelegenheiten. Bei Wahlen entscheide derf Wähler mit, wem er es am ehesten zutraut, mit unerwarteten Umständen umzugehen. Wer hätte 2013 gedacht, dass die stabile europäische Friedensordnung mit der Garantie unantastbarer Grenzen durch den Krieg in der Ost-Ukraine und die Annexion der Krim in Frage gestellt werden würde. Wer ahnte etwas von der Dummheit Brexit, der Deutschland vermutlich in eine noch wichtigere Rolle in Europa drängen werde.

Angela Merkel habe gezeigt, dass sie in der Lage ist, mit Kompetenz, Zuverlässigkeit und unauffälligem Vorgehen, Krisen zu bewältigen. Er habe als Bundestagspräsident viele führende Politiker der Welt kennen gelernt, erklärte Lammert, und „glauben Sie mir, ich weiß nun, was wir an Angela Merkel haben“.

Neumarkt ist im doppelten Wahlkampfmodus, denn auch das Amt des Oberbürgermeisters wird am 24. September vergeben. CSU-Kandidat Richard Graf nutzte die Maybach-Bühne, um dem Amtierenden Versäumnisse und Stillstand seit zwölf Jahren vorzuwerfen. Das Schlusswort sprach mit einem kämpferischen Auftritt Staatssekretär Albert Füracker, bevor sich Norbert Lammert unters Volk mischte, Hände schüttelte, kleine Gespräche führte und zum gemeinsamen Foto mit Verehrern posierte.

Am Rande des Abends traf Lammert auf einen alten Bochumer Freund aus gemeinsamer Jugendarbeit, Pfarrer in Ruhe Karl Balkenhol. Der katholische Priester Clemens Bombeck, der auch aus NRW stammt und in Neumarkt seinen Ruhestand genießt, hatte eine Einladung zum Lammert-Abend bekommen, gleich an den gemeinsamen Bekannten gedacht und ihn zu sich eingeladen.