Alois Karl ist glücklich darüber, dass die seit zehn Jahren gut laufende Konjunktur die Chance erhöht hat, Menschen mit Vermittlungshemmnissen erstmals oder wieder in den Arbeitsmarkt integrieren zu können.
Denn, da waren sich Alois Karl und Sonja Schleicher einig, Arbeit diene nicht ausschließlich dem Broterwerb, sondern auch der Teilhabe in der Gesellschaft und dem eigenen Selbstwertgefühl.
Alois Karl erzählte von seinen Erfahrungen als Neumarkter Oberbürgermeister, als häufig Eltern von jungen Menschen, die ohne Arbeit da standen, um Beschäftigungsmöglichkeiten für ihren Nachwuchs nachgefragt hatten. Damals habe er gezielt und in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt bezuschusste Beschäftigungsverhältnisse bei der Stadt eingerichtet, damit diese jungen Menschen auch eine gewisse Selbstbestätigung durch ihre Arbeit erfahren konnten. Zugleich konnte so auch häufig der gesamten Familie geholfen werden.
Umso erfreulicher war es für Alois Karl zu hören, dass die Zahl der Bedarfsgemeinschaften in Amberg und im Landkreis Amberg-Sulzbach seit 2006 nahezu halbiert werden konnte. Und das obwohl unter den aktuell rund 2.400 Bedarfsgemeinschaften rund 400 bis 450 Flüchtlingsfamilien sind. Aber auch hier sei man auf einen guten Weg. Sobald ausreichend Deutschkenntnisse vorhanden sind, gelinge häufig die Vermittlung in Arbeitsverhältnisse. Nicht immer bedeute dies freilich, dass die Familien gleich komplett aus dem ALG-II-Bezug fielen. Oft sei noch eine Aufstockung durch das Jobcenter erforderlich.
Das Jahr 2018 sei, so Sonja Schleicher, ein erfolgreiches für das Jobcenter und sein Kunden gewesen. Rund ein Drittel der arbeitssuchenden Hartz-IV-Empfänger habe man in eine Erwerbstätigkeit vermitteln können.
Sie erläuterte Alois Karl, dass 2017 auch rund 60 Prozent der vermittelten Kunden noch nach zwölf Monaten in Lohn und Brot standen. In der Region könne deshalb nicht von einem Drehtür-Effekt gesprochen werden. Die Zahl der Bedarfsgemeinschaften konnte letztes Jahr gegenüber 2017 um 10,4 Prozent gesenkt werden. Man habe rund 37,5 Millionen Euro ausgegeben. Davon stammten vom Bund über 26,3 Millionen Euro. Rund 11,2 Millionen Euro steuerten die Stadt Amberg und der Landkreis Amberg-Sulzbach bei. Dank einiger Sonderprogramm konnten die Ausgaben um 2,6 Millionen Euro zurückfahren werden, ohne die Betreuung der Kunden einschränken zu müssen.
Wie Alois Karl schätzt auch Sonja Schleicher die Hartz-Reformen als im Grundsatz richtig und erfolgreich ein. Gerade bei der Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe sei viel Knowhow von früheren Arbeitsamtsmitarbeitern hereingeholt worden, was bei der Aktivierung und Coaching der Klienten und beim Kontakt zur Wirtschaft deutlich helfe.
Hier sehen die Leiterin des Jobcenters und der Bundestagsabgeordnete noch Entwicklungspotential. Manchmal ließen sich Kunden der Jobcenter durch Probleme am Arbeitsplatz oder mit Behörden aus der Bahn werfe. Da könne ein verbessertes Coaching-Angebot auch nach dem Bezug von ALG-II-Leistungen zum dauerhaften Erhalt von Arbeitstätigkeiten beitragen oder im Leistungsbezug erst den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt ermöglichen